Tragfähige Trainingsbrücke
Lehrlingsaustausch der Elektro-Innung Krefeld und der Electrical Contractors’ Association in Leicester
25.09.2009
Drei intensive Wochen voller neuer Eindrücke liegen hinter den vier angehenden Elektronikern aus Krefelds englischer Partnerstadt Leicester: Im Rahmen des Lehrlingsaustauschs arbeiteten die jungen Mäner in Fachbetrieben der Elektro-Innung Krefeld. Darüber hinaus absolvierten sie ein umfangreiches Besichtigungsprogramm, das Frank Halbach, Ausbildungsleiter der Elektro-Innung, organisiert hatte. So ließen sie sich die Netzleitstelle und Photovoltaikanlage der Stadtwerke Krefeld AG (SWK) erklären, besuchten auf Einladung von Peter Kaiser MdL den Landtag in Düsseldorf und besichtigten das Werk eines Elektronikherstellers im Bergischen Land. Auch die knappe 2:3-Heimniederlage der Krefeld Pinguine gegen die Ice Tigers aus Nürnberg erlebten sie auf Einladung der SWK hautnah mit. Ein Empfang im Rathaus am vergangenen Mittwoch rundete das Programm ab.
Der jetzt abgeschlossene Austausch war bereits das fünfte Projekt im Rahmen der so genannten „Training Bridge“ zwischen der Elektro-Innung Krefeld und der Electrical Contractors’ Association (ECA) in Leicester. Die seit 2002 bestehende „Trainingsbrücke“ wird immer tragfähiger. Vor zwei Jahren haben die Krefelder sogar als einzige deutsche Innung eine förmliche Vereinbarung („Memorandum of Understanding“) mit der ECA geschlossen. Darin verpflichten sich die Partner unter anderem, auch in Zukunft gemeinsame Austauschprogramme zu entwickeln und die Vorteile ihren Mitgliedern nahe zu bringen. Die vor mehr als 100 Jahren gegründete ECA ist Englands größte Organisation für Unternehmen aus dem Elektrohandwerk und –handel sowie der Haustechnik.
Die Krefelder Auszubildenden waren bereits im April nach England gefahren. Sie besichtigten u.a. einen großen Hersteller von Schaltschränken und eine Automobilforschungsgemeinschaft. Darüber hinaus wurden sie vom Lord Mayor (Bürgermeister) von Leicester empfangen, der die Gruppe mit den Vertretern der englischen Gastfirmen und den Inhabern der deutschen Ausbildungsbetriebe zu einer „Teatime“ eingeladen hatte.
Die „Training Bridge“ der Elektro-Innung und der ECA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Teilnehmer befinden sich jeweils im dritten Lehrjahr. Sie werden gezielt ausgewählt und müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Jede Austauschgruppe setzt sich aus drei bis sechs Auszubildenden zusammen. Die jungen Handwerker wohnen im jeweils anderen Land als Gruppe zusammen und müssen ihren Alltag während des dreiwöchigen Aufenthalts selbst organisieren. Rund 40 Auszubildende haben bisher auf beiden Seiten an dem Programm teilgenommen. 36 Betriebe beteiligten sich, einige davon mehrfach.
Wer über die Trainingsbrücke geht, verbessert nicht nur seine Sprachkenntnisse und macht wertvolle Alltagserfahrungen. Die Teilnehmer erhalten auch handwerklich ganz neue Einblicke: Während etwa in Deutschland das Thema Design auch im Elektrohandwerk immer wichtiger wird, spielt dieser Aspekt in England eine untergeordnete Rolle. Dafür bauen die Handwerker dort beispielsweise Zählerschränke noch selbst zusammen und konfektionieren Leitungen, während ihre deutschen Kollegen solche Produkte fertig einkaufen. Der hohe Lohnaufwand wäre hier am Markt nicht zu vermitteln. Ohnehin verlangen englische Elektrounternehmen höhere Stundenlöhne als die Betriebe in Deutschland. Dadurch haben sie eine bessere Wertschöpfung und weniger Termindruck.